Der Schotte gehört zu den bedeutendsten Theologen und Philosophen des europäischen Mittelalters, seine kontrovers diskutierten Ideen finden bis heute weite Verbreitung.
Der in einer englischen Provinz Schottland geborene Johannes Duns Scotus begründete den sogenannten Skotismus in Europa zur Zeit des Mittelalters. Er wird als einer der berühmtesten und subtilsten Theologen und Philosophen seiner Zeit beschrieben; seine Lehre hat auch heute nicht an Bedeutung verloren. 1266 im heutigen Schottland geboren, entdeckte Scotus schon früh sein Interesse an der christlichen Religion. Obwohl wenige Details über seine jungen Jahre bekannt sind, konnten Historiker im 20 Jahrhundert einige Fakten rekonstruieren. Demnach trat Scotus schon in jungen Jahren dem Franziskanerorden bei, welcher sein Denken maßgeblich beeinflusste. Das franziskanische Ideal wurde damals als Streben nach Gott angesehen, dass sich in einer mystischen Vereinigung von Liebe verbindet. Scotus erarbeitete daraufhin seine Theorien, in welchen er Theologie als praktische Wissenschaft Gottes deklariert und nicht nur als rein spekulatives Denkwerk.
Für Duns Scotus war das erlösende Ziel der Menschheit in der Vereinigung der göttlichen Dreifaltigkeit durch die Macht der Liebe zu erkennen. Obwohl diese Verbindung glaubensbedingt und göttlich sei, könne auch die theoretische Philosophie ein unendliches Dasein nachweisen und somit der Theologie dienen. Auf diese Weise führte Scotus Religion und Philosophie, sowie die Wissenschaft der Theologie zusammen. In seinem Werk „Tractatus de primp principio“ beschreibt der schottische Philosoph und Theologe seine persönliche Reise zu Gott und zum Glauben. Das kurze Werk befasst sich auch mit der Existenzfrage Gottes und der Dreifaltigkeit. Historiker können den Entstehungszeitraum des Werkes, sowie seiner folgenden Werke nicht mehr genau rückdatieren. Auch positionierte sich Scotus mit seinen Theorien zur Vernunft ideologisch anders als der damals schon etablierte Gelehrte Thomas von Aquin.
Scotus studierte und arbeitete 13 Jahre an der Universität von Oxford (von 1288 bis 1301). Später wechselte er zu der mehr prestigeträchtigen Universität von Paris.
Im Jahr 1307 wurde Scotus zum Professor an der Kölner Universität ernannt. Seine damals kontroversen Theorien erzürnten säkulare und dominikanische Kollegen. Vor allem die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria war ein Streitpunkt der damaligen Theologenszene. Scotus blieb und unterrichtete bis zu seinem Tod im Jahr 1308 in Köln. Er wurde in der Kölner Franziskanerkirche nahe des
Kölner Doms begraben. Trotz seiner nicht gut erhaltenen Schriften, wurden seine Arbeiten vor allem nach seinem Tod weit verbreitet. Seine kontroversen Ideen spiegelten auch den Konflikt zwischen Realisten und Nominalisten der damaligen Zeit in Europa wieder.